Kleine Psychologie der Suppe



Artikel von:
Birgit_Jandt
veröffentlicht am 23.04.2001 15:19 Uhr

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Eine psychologische Grundlagen-Studie zeigt: Mit dem Begriff "selbstgemachte Suppe" verbinden sich Bedeutungszusammenhänge wie familiäre Nähe, Liebe und Wärme, das Ideal einer langjährigen Tradition, aber auch deftiger und kräftiger Geschmack.

Suppe steht immer im Zusammenhang mit Familie, Kultur und ihrer Geschichte als Halt der jeweiligen sozialen Gemeinschaft. Mit der Suppe wird gleichzeitig die Atmosphäre, die Stimmung der Gemeinschaft und Geborgenheit einverleibt. Aber wenn auch selbstgemachte Suppe als Grundsubstanz für das attraktive Bild von Gemeinschaft und Versorgung steht, so lässt sich das Ideal der Großfamilie auch für die Miniaturwelt des Junggesellen-Daseins anwenden: Hier findet eine Selbstbemutterung statt. Die Suppe erinnert an die Einbindung in das familiäre Gefüge.

Mit bestimmten Suppen verbindet sich die Erinnerung an prägnante Situationen: der Eintopf bei Oma, die Hummersuppe im Nobel-Restaurant, die Gulasch-Kanone beim Straßenfest. Mit dem Nachkochen dieser Suppen können die atmosphärischen Stimmungslagen neu belebt werden.

Mit dem Kochen, Servieren und Essen einer Suppe wird die Einstimmung auf eine bestimmte Atmosphäre, eine bestimmte Verfassung geschaffen. Suppe ist ein Ur-Medium kollektiver Selbstwahrnehmung.

Zitat eines Verbrauchers: "Wir freuen uns auf eine heiße, kräftige Suppe, wenn wir durchgefroren aus der Kälte oder nach einem langen Arbeitstag ermattet nach Hause kommen. Ein Wohlgefühl von Wärme, Behaglichkeit, Stärkung und Heilkraft durchströmt Körper und Geist gleichermaßen."

Die Suppen dieser Welt
Heiß offeriert der Franzose seine Zwiebelsuppe, eiskalt seine berühmte Vichysoise und sogar mit Eiswürfeln im Teller der Spanier die würzige Gazpacho. Das ist, wenn das Thermometer minus 40 Grad Celsius anzeigt, Kalinka im fernen Sibirien zu kalt. Ihre Borschtsch, auf Rindfleich und einer ganzen Ente gekocht, kommt mit 18 Zutaten heiß auf den Tisch. Wobei Kalinka, was diese Zutaten angeht, noch nicht einmal Weltmeisterin ist. Italiens Gemüsesuppe, die Minestrone, bringt es noch auf eine Zutat mehr.

Zerdrückte süße Kekse empfindet der Amerikaner als passend zu seiner Muschelsuppe (Clam Chowder), und wenn man der Geschichte glauben darf, erfand Honore de Balzac, Autor der Tolldreisten Geschichten, eine Suppe aus Knollenselleriemus und Gerstenschleim.

Mit einem Süppchen, in dem sie saure Sahne, Eigelb, Butter und Mehl verrührt, mit heißem Bier aufgießt und dazu Käsewürfel reicht, verwöhnt die Polin ihren Mann, die Afrikanerin sorgt mit einer Brühe mit Reis, Würfeln von Artischockenböden und kleinen Bällchen aus mit Currypulver gewürztem Brandteig für seine gute Laune. Und Gajus Julius Cäsar, wieder Geschichte, liebte, bevor ihn Brutus feige erdolchte, ein Süppchen aus durchgestrichenem Haselhuhn mit Tafelpilzen und Trüffeln. Das war auch für Rußlands Zar Peter den Großen genau die richtige Suppe, mit Wodka als Einlage allerdings.

Gelbe Erbsen und frisches Bambusrohr

Auf durchgestrichene gelbe Erbsen mit Tomatenmus und Wurzeistreifen schwört die Mongolin in ihrer Suppe, etwas komplizierter, nämlich gleich mit vier Fleischsorten, Kalb, Rind, Pökelfleisch und Gänseklein, mag es Mexikos Nationalsuppe. Dereinst ein Armeleute-Essen, hat die auf Hammelbrühe gekochte Schottische Graupensuppe deutsche Gourmet-Tempel erobert, etwas aufwendiger mögen es die Türken. Ihre Brühe aus fettem Hammelfleisch verfeinern sie mit einer Saute aus mit Ei, Wasser und Mehl verrührtem Zitronensaft.

Gehackte, gebratene Tomaten und Mus von schwarzen Bohnen gehören in die Brasilianische Suppe, mit Streifen aus gebackenem Pfannkuchen, serviert unsere tschechische Nachbarin ihre Hühnerbrühe, der chinesischen Hühnersuppe gibt frisches, junges Bambusrohr den letzten Pfiff.

Bunte Vielfalt im Suppentopf

Es gibt fast nichts, was nicht in eine Suppe paßt. Die Hausfrau aus Husum nutzt die an den Knicks reifenden Fliederbeeren für ihre Fliederbeersuppe mit Äpfeln und Kluten, die Engländerin gart Rhabarber zusammen mit Zwiebeln und serviert ihre Rhubard Soup mit gerösteten Brotwürfeln, die Elsässerin setzt auf Hühnerbrühe mit Sauerkraut und Mundtäschchen, die sie mit getrüffelter Gänseleber füllt. Fast zu jeder Suppe paßt ein Kraut, ob nun Liebstöckel, Basilikum, Salbei, Rosmarin, Estragon, Kerbel oder Petersilie.

Gesund und nahrhaft

Alle Suppen erfüllen, was man von einer guten Suppe als ernährungsphysiologisch wertvollem Nahrungsmittel erwartet. Suppe ist keineswegs ein "Dickmacher". Sie hat einen nachhaltig geringen Fettgehalt und die Tatsache, daß der Mineralstoffgehalt der Zutaten erhalten bleibt, weil die Kochflüssigkeit einschließlich der darin gelösten Nährstoffe mitverzehrt wird, macht sie vor allem als Gemüse- oder Püreesuppe zu einem empfehlenswerten Nahrungsmittel für Sportler und alle, die sich fit halten wollen. Hülsenfrüchte und Fleisch in der Suppe erhöhen den Proteingehalt, Einlagen wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln den Gehalt an Kohlenhydraten. Wie das tägliche Brot gehört Suppe deshalb zu einem festen und regelmäßigen Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung.

Quelle: Deutsches Suppen-Institut (Dirk Radermacher)
 

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